Stadtwerke haben die Energiekrise 2022 sehr gut gemeistert und sich in einem enorm schwierigen Marktumfeld behauptet. Das überwiegend positive Fazit zum herausfordernden Jahr 2022 darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass fast die Hälfte der Stadtwerke (48 Prozent) im vergangenen Jahr ein niedrigeres Ergebnis erwirtschaftete als 2021. Dies prägt auch den Blick der Stadtwerke auf das laufende Jahr: Lediglich 44 Prozent schätzen die Aussichten als gut oder sehr gut ein – der niedrigste Wert seit der Finanzkrise 2008/2009. Das zeigen die Ergebnisse der Stadtwerkestudie 2023, für die EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) deutschlandweit 100 Stadtwerke und regionale Energieversorger befragt haben.
Als ihre aktuell wichtigsten Themen nennen die befragten Stadtwerke den Ausbau der Erneuerbaren Energien (89 Prozent) und die Umsetzung der Wärmewende (88 Prozent). Der zunehmende Fachkräftemangel macht jedoch auch vor den Energieversorgern nicht halt: Auf dem dritten Platz landet die Gewinnung von neuen Mitarbeitenden (86 Prozent). Die Digitalisierung – 2022 noch an erster Stelle – hat gegenüber dem Vorjahr deutlich an Priorität verloren und liegt in der aktuellen Studie auf dem fünften Rang (74 Prozent). Das Bewusstsein für die IT-Sicherheit ist mit 85 Prozent annähernd gleich hoch wie im Vorjahr geblieben.
Die Herausforderungen beim Energieeinkauf sowie die Umsetzung regulatorischer Anforderungen sorgten im vergangenen Jahr dafür, dass strategische Themen nur bedingt angegangen werden konnten. Wie in der Vorjahresumfrage hat nur knapp ein Drittel (29 Prozent) der befragten Stadtwerke eine echte Dekarbonisierungsstrategie, also Transformationslösungen für den Kunden und das eigene Unternehmen. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) hat überhaupt keine Dekarbonisierungsstrategie, und rund die Hälfte (51 Prozent) befindet sich noch in einem „strategischen Prozess“. Immerhin 36 Prozent bieten Kundenlösungen zur Dekarbonisierung an.