Die Armut in Deutschland
verharrt auf hohem Niveau, so das Ergebnis des neuen Paritätischen
Armutsberichts: 16,8 Prozent der Bevölkerung leben nach den jüngsten
Zahlen in Armut, wobei sich im Vergleich der Bundesländer große
regionale Unterschiede zeigen. Mit Blick auf die Länder und Regionen zeigt die Armutsentwicklung in Deutschland ein
sehr heterogenes Bild. Die Spannbreite reicht von Bayern mit einer Armutsquote von lediglich 12,6 Prozent bis Bremen mit 29,1 Prozent. Während in Bayern jede achte Person von Armut betroffen ist, ist es in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Hamburg jede fünfte Person, in Bremen sogar fast jede dritte. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Armut in Berlin besonders stark gesunken, während sie in Hamburg, in Schleswig-Holstein und im Saarland besonders stark gestiegen ist.
Nach dem Armutsbericht müssen insgesamt 14,2 Millionen Menschen zu den Armen gezählt werden. 2022 waren damit fast eine Million Menschen mehr von Armut betroffen als vor Pandemie, Energie- und Preiskrise im Jahr 2019 und 2,7 Millionen mehr als 2006. Insbesondere Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit schlechten Bildungsabschlüssen oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind von Armut betroffen. Auf einen neuen traurigen Rekordwert ist nach der Studie zudem die Kinderarmut gestiegen: Mehr als jedes fünfte Kind ist mittlerweile von Armut betroffen (21,8 Prozent). Unter Alleinerziehenden lag die Armutsquote bei 43,2 Prozent.
Laut Aussage der Paritätischen gilt Nordrhein-Westfalen unter armutspolitischen Gesichtspunkten als das problematischste aller Bundesländer. Mit über 18 Millionen Einwohner*innen ist es das bevölkerungsreichste Land und mittlerweile zugleich das Flächenland mit der größten Armut. Um 42 Prozent hat die Armutsquote seit 2006, als der Armutstrend einsetzte, zugenommen. Sie ist damit in NRW mehr als doppelt so stark gewachsen wie in Gesamtdeutschland, wo der Anstieg „lediglich“ 20 Prozent betrug. Hinzu kommt, dass Nordrhein-Westfalen das Ruhrgebiet beheimatet, seit Jahren die armutspolitische Problemregion Nummer 1 in Deutschland. Mit 22,1 Prozent hat das Ruhrgebiet eine exorbitant hohe Armutsquote. Das Ruhrgebiet ist mit 5,1 Millionen Menschen der größte Ballungsraum Deutschlands von denen über 1 Million in Armut leben.
Zur Studie: Armut in der Inflation: Paritätischer Armutsbericht 2024